HISTORIOGRAPHISCHES INSTITUT (Shiryô Hensan-jo)

der Universität Tokyo

Institutsgeschichte


Gründerzeit

Hanawa Hokiichi, Replik im Besitz des HI Die Anfänge des Historiographischen Instituts reichen bis in die Tokugawa-Zeit zurück. 1793 gründete der kokugaku-Gelehrte Hanawa Hokiichi mit Unterstützung des Schogunats das Institut Wagaku kodansho. Die Historiographie-Projekte der Meiji-Regierung nahmen ihren Anfang als Nachfolger dieses Unternehmens, und im März 1869 wurde auf dem Gelände des früheren Wagaku kodansho in Omote Rokuban-chô (heute: Chiyoda-ku Rokuban-chô) das "Büro für die Kompilation von Geschichtsquellen und für die Berichtigung der Landesgeschichte" (Shiryô henshû kokushi kôsei kyoku) errichtet. Im April desselben Jahres stellte der Meiji-Kaiser eigenhändig eine Ernennungsurkunde für den Adeligen Sanjô Sanetomi (1837-91) aus und ernannte ihn zum Präsidenten des Büros.

Das "Büro für die Kompilation von Geschichtsquellen und für die Berichtigung der Landesgeschichte" wurde im Oktober 1869 in die neugegründete Hochschule verlagert und zum "Büro für die Kompilation der Nationalgeschichte" (kokushi henshû kyoku) umbenannt, doch Ende des gleichen Jahres geschlossen. Im Oktober 1872 wurde dann wiederum in der Zentralregierung des nach antikem Vorbild neu geschaffenen Dajokan-Systems eine Abteilung für Geschichte (rekishi-ka) und eine für Topographie (chishi-ka) eingerichtet, die dann zum Büro für Geschichtskompilation (shûshikyoku), zum Amt für Geschichtskompilation (shûshikan) und mit der Entstehung eines Kabinetts schließlich zum Interimsbüro für Geschichtskompilation (rinji shûshikyoku) umgestaltet wurden.

Zeiten der Erweiterung

Mit der Gründung der Kaiserlichen Universität im Oktober 1888 wurden anlässlich der Einrichtung des Faches Nationalgeschichte die Historiographie-Projekte in die Kaiserliche Universität verlagert. Anfangs wurde sie die "Interimsabteilung für die Kompilation einer chronologisch geordneten Geschichte" (rinji hennenshi hensankakari) genannt, doch nachdem die Tätigkeiten mit den Aktivitäten des vormals im Büro für Geographie betriebenen Topographie-Projekten zusammengelegt wurden, wurde sie unbenannt in "Abteilung für die Kompilation von Geschichts- und Topographie-Werken" (shishi hensankakari).

Ludwig Riess, aus: Shigaku zasshi 13-8 1893 wurden die Arbeiten zu einer Kompilation einer chronologisch geordneten Geschichte Japans eingestellt. Stattdessen nahm man die Anregung von Ludwig Rieß, der als ausländischer Dozent an der Universität lehrte, auf, die gesammelten geschichtlichen Quellen als solche zu kompilieren und zu edieren, und im April 1895 wurde die Abteilung für die Kompilation von Geschichtsquellen (Shiryô hensan-kakari) innerhalb der Literarischen Fakultät der Kaiserlichen Universität eingerichtet.

1901 begann die Publikation der ersten Ergebnisse in Form von Quellensammlungen wie "Geschichtsquellen Groß-Japans" (Dai Nippon shiryô) und "Alte Urkunden Groß-Japans" (Dai Nippon komonjo).

Im April 1911 war die Institutionalisierung als Regierungsinstitut (Shiryô hensan-kan) abgeschlossen und 1924 wurde die Bedeutung des Unternehmens dadurch anerkannt, dass eine Erhöhung der Zahl der Angestellten genehmigt wurde. Seine gegenwärtige Bezeichnung (Historiographisches Institut, Shiryô hensan-jo) erhielt es im Juli 1929.

In der Zwischenzeit hatte das Institut ab dem Jahre 1912 vom Außenministerium die Kompilation der "Dokumente ausländische Angelegenheiten betreffend aus den letzten Tagen des Tokugawa-Shogunats" (Bakumatsu gaikoku kankei monjo) übernommen, und ab 1949 übernahm es vom Erziehungsministerium die Kompilation der Geschichtsquellen zur Meiji-Reform. 1946 wurden die administrativen und technischen Angestellten durch den Erlass Nr. 207 zu Angestellten des Erziehungsministeriums.

Angegliedertes Institut

Im April 1950 wurde das Historiographische Institut der Universität Tokyo ausgegliedert und zu einem angegliederten Forschungsinstitut umstrukturiert. Auch die Zahl der publizierten Quellensammlungen erhöhte sich: ab 1952 wurde mit der Publikation der Serie "Alte Chroniken Groß-Japans" (Dai Nippon ko-kiroku), ab 1953 mit der Serie "Geschichtsquellen zur frühen Neuzeit Groß-Japans" (Dai Nippon kinsei shiryô) begonnen. 1954 wurden das System der wissenschaftlichen Angestellten dem Universitätssystem von Professoren, Assistenzprofessoren und Assistenten angeglichen. Dieses Lehrkräftesystem wurde danach noch mehrmals umgestaltet, und 1979 wurden aus 11 Abteilungen 5 neue große Abteilungen gebildet, die bis heute bestehen.

Neue Bewegungen

Das Historiographische Institut hat seit 1984 damit begonnen, Computer für die Erkundung und Kompilation von Geschichtsquellen einzusetzen. Die seit der Meiji-Zeit systematisch gesammelten riesigen Datenmassen geschichtlicher Informationen sind ein geeignetes Material, um sie in Datenbanken zu verarbeiten. Die erstellten Datenbanken verschiedener Art werden gegenwärtig über das Internet im In- und Ausland genutzt.

Auch das bisher als Quellen nur schwierig zu handhabende Bildmaterial ist durch die rasche Fortentwicklung der Techniken zur Informationsverarbeitung nahe daran, die gleiche Stufe der Analysierbarkeit wie die schriftlichen Quellen zu erreichen. 1997 wurde das Zentrum für die Analyse von Bildmaterial (gazô shiryô kaiseki sentâ) als dem Institut angegliederte Einrichtung eröffnet und hat damit begonnen, alle Arten von geschichtlichen Bildmaterialien zu sammeln, zu analysieren und für die Veröffentlichung vorzubereiten.

Gebäude

Gebäudefläche:7,962 m2
davon Magazine:2,569 m2
Aufnahmevermögen:410,000 Bände
Tresorraum:135 m2

Kurze Geschichte:

Altes Institutsgebaeude (1967)
1910 Umzug in das Gebäude am Roten Tor (Akamon chôsha)
Mit dem Umzug in das ehemalige Hauptgebäude der Medizinischen Hochschule Tokyo (1876 fertiggestellt), das auf der rechten Seite des Roten Tores wiederaufgebaut worden war, erhielt das Institut erstmals ein eigenständiges Gebäude. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde 1967 zerlegt und im Botanischen Garten Koishikawa wiederaufgebaut (Bedeutender Kulturschatz).
1916 Bau des Magazins am Roten Tor
Neben dem Institutsgebäude wurde ein feuerfestes dreistöckiges Backstein-Magazin in Stahlgerüstbauweise errichtet, das auch heute noch an seinem Ort steht. Beim großen Erdbeben von Tokyo 1923 blieben Institutsgebäude wie auch Magazin unversehrt.
1928 Fertigstellung des gegenwärtigen Institutsgebäudes
Gebäude aus Stahlbeton, vierstöckig mit Kellergeschoss.
1973 Anbau des Neubaus
Gebäude aus Stahlbeton, siebenstöckig mit Kellergeschoss; 10stöckiges Magazin.

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Dezember 1998; wwwsiryo@hi.u-tokyo.ac.jp